In ihrer Sendung „Nyimas Bantaba“ möchte Nyima Jadama Migrant*innen und Geflüchteten einen sicheren Ort geben, an dem sie ihre Probleme äußern und sich in die Gesellschaft einbringen können. Doch wer ist Nyima eigentlich und wie ist sie zu ihrer Sendung gekommen?
„Nyimas Bantaba“ schafft einen Ort für Migration und Frauenpower: Nyima Jadama kommt aus Gambia. Gerade einmal zweieinhalb Jahre war sie in Deutschland, als sie sich für ein Integrationsvolontariat bei ALEX Berlin beworben hat. Diesen Schritt habe Niyma sich zunächst gar nicht getraut: „Es gab so viele Voraussetzungen“, erzählt sie. Dazu zählte etwa eine Aufenthaltserlaubnis, die sie bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht hatte. Deswegen hatte Nyima zunächst große Bedenken, ob sie überhaupt eine Chance auf den Ausbildungsplatz haben könnte. Doch einen entscheidenden Vorteil brachte sie mit: Niyma war schon vor ihrem Volontariat journalistisch tätig, da sie als Medienpädagogin und Moderatorin in Freiburg arbeitete.
Schließlich konnte sich Niyma gegen die anderen Bewerber*innen durchsetzen und 18 Monate lang ihr Integrationsvolontariat bei ALEX Berlin absolvieren. In dieser Zeit habe sie viel im Medienbereich gelernt, erzählt sie: „Das Volontariat hat mir sehr viel geholfen“. Nyima durchlief viele verschiedene Abteilungen im TV- und Radiobereich und konnte sogar mehrere Praktika in externen Medienhäusern absolvieren. Während des Volontariats besuchte sie auch die Berliner Journalistenschule, wo sie unter anderem Deutschkurse belegte. Insgesamt konnte Nyima eine Menge über die Arbeit in den Medien lernen sowie ihre Kompetenzen und Fähigkeiten in diesen Bereichen ausbauen.
Nach ihrem Volontariat ergatterte Nyima in Leipzig ein Journalismus-Stipendium. In diesem Rahmen entstand auch ihre erste eigene Sendung „Nyimas Bantaba“. Die Talk-Show wird ein Mal im Monat bei ALEX Berlin produziert. Doch was bedeutet eigentlich „Bantaba“? Nyima verrät: Das Wort kommt aus ihrer Heimatsprache Mandinka, was in Westafrika gesprochen wird. Die Journalistin erklärt, dass Bantaba ein großer Baum ist, unter dem sich die Gemeinschaft in Gambia versammelt, um über die Anliegen der Gesellschaft zu sprechen. Daran angelehnt möchte sie in ihrer Sendung einen Ort schaffen, in der über Kultur, Migration und Frauen-Empowerment gesprochen wird. Zu Gast kommen dementsprechend Menschen, die sich in diesen Bereichen engagieren.
Nyima verfolgt mit ihrer Sendung ein klares Ziel: Es soll mit Migrant*innen über Migration gesprochen werden – und nicht ohne sie, wie es bis jetzt häufig in den Meiden gehandhabt wird. Außerdem möchte sie für Geflüchtete und Migrant*innen eine Bühne schaffen, auf der sie gehört werden. Es soll ein sicherer Ort sein, wo die Menschen ohne Angst ihre Probleme äußern können. Nyima versucht, Migrant*innen eine Stimme und einen Platz in der Gesellschaft zu geben. „Ich glaube, dass dieser Platz noch fehlt“, führt sie an. Bislang gebe es noch nicht viele Migrant*innen, die in den Medien tätig sind. Das liege laut Niyma daran, dass diese Personen oft über nicht genug Bildung verfügen oder bürokratische Hürden ihnen den Weg verbauen.
„Medien liegen mir im Herzen“, erklärt Nyima. Außerdem sind ihr die Themen, die in der Sendung behandelt werden, wichtig. Es sei ihr ein großes Anliegen, die Stimme von Migrant*innen sowie Vielfältigkeit in die Medien zu bekommen. Das passiere nämlich noch viel zu wenig, findet sie. Aus diesem Grund arbeitet sie mit viel Leidenschaft an ihrer Sendung.
Drei Folgen hat Niyma von ihrem Bantaba bereits produziert. In der ersten Folge wurde die Kiron Open Higher University vorgestellt: Das ist eine Online-Plattform mit dem Ziel, bestehende Barrieren auf dem Weg zur Hochschulbildung für Geflüchtete mittels digitaler Lern- und Unterstützungsangeboten abzubauen. Dafür sprach Nyima mit Gründer Markus Kressler sowie Ehab Badwi, einem ehemaligen Studenten der Kiron University. In Folge 2 waren Muhammed Jadama und Raf Olayinka Awolola von Terre des Femmes zu Gast, die über ihren Kampf gegen geschlechtsbasierte Gewaltformen sprachen. Zwei weitere Mitwirkende bei Terre des Femmes waren in der dritten Folge anwesend, um über ihren Aktivismus gegen weibliche Genitalverstümmelung zu berichten.
Mit ihrem Konzept schafft „Nyimas Bantaba“ einen Ort für Migration und Frauenpower, bei dem offen über alle Probleme und Anliegen der Betroffenen diskutiert werden kann. Frauenpower ist auch das Stichwort für ihre nächste Sendung: Am Freitag, den 19.02., um 13 Uhr sendet Nyima zum ersten Mal live aus der ALEX-Halle. Im Hinblick auf den Weltfrauentag am 8. März spricht die Journalistin mit Gäst*innen im Studio und via Zoom zum Thema „Frauen in Führungspositionen: Wie wir eine gleichberechtigte Zukunft in einer COVID-19-Welt erreichen“.
Wenn Nyima gerade nicht ihre Sendung produziert, arbeitet sie als Social Facility Mangerin bei Gangway e.V. – ein Verein, der Straßensozialarbeit für Jugendliche und Erwachsene in Berlin betreibt. Niyma leitet dort nicht nur das Büro, sondern ist auch zwei bis drei Mal in der Woche mit den Sozialarbeiter*innen unterwegs, um Tee und Kaffee an Obdachlose und Migrant*innen in Berliner Parks zu bringen. Ihr Team fragt etwa nach, ob Probleme bestehen oder ob sie helfen können. Dabei kann Niyma ihre Kolleg*innen auch mit Übersetzungsarbeiten unterstützen.
Doch das ist noch nicht alles, worin sich Nyima engagiert: Neben ihrer Arbeitsstelle bei Gangway und der Produktion ihrer Sendung ist sie bei „African Women in Trade“ tätig, einer Tochtergesellschaft der „American Women in Europe“. Über diese Plattform vernetzen sich afrikanische Frauen und tauschen sich untereinander aus, um etwa zu lernen, wie man ein Unternehmen gründet oder eine Finanzierung aufnimmt. Niyma moderiert dort häufig Webinare und vermittelt Tipps und Tricks an die Teilnehmerinnen.
Wie sie all diese Aufgaben in ihrem Alltag unterbringt? Das weiß Niyma selbst nicht genau. „Erst letztens wurde ich von einer Freundin gefragt, wie viele Leben ich habe“, erzählt sie lachend.
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