Die Einschränkungen rund um den Corona-Virus sind für viele von uns sehr anstrengend und nervig. Viele von uns sitzen zu Hause, können nicht in die Schule oder zur Arbeit, viele Geschäfte haben geschlossen, das treffen mit Freunden ist schwerer und stärker reguliert. Sich darüber jedoch zu beschweren, bringt nichts. Auch nach den ersten Anzeichen von […]
Die Einschränkungen rund um den Corona-Virus sind für viele von uns sehr anstrengend und nervig. Viele von uns sitzen zu Hause, können nicht in die Schule oder zur Arbeit, viele Geschäfte haben geschlossen, das treffen mit Freunden ist schwerer und stärker reguliert.
Sich darüber jedoch zu beschweren, bringt nichts. Auch nach den ersten Anzeichen von Effektivität alle Geschäfte, Clubs oder Bars wieder aufmachen zu wollen, ist nicht zielführend. Stattdessen hier einmal eine Liste von Dingen, die uns die Corona-Virus Pandemie lehrt.
Das Fahren zur Arbeit, das Fliegen in den Urlaub, die Geschäftsreisen. Viele Leute standen lange in der Abhängigkeit von Öffentlichen Verkehrsmitteln, dem eigenen Auto oder auch den Flugzeugen. Vor dem Nutzen des Home Office haben sich viele Betriebe bis dato gedrückt. Jetzt sehen wir jedoch ein, wie viel sich davon nach Hause verlegen lässt. Büroarbeit? Am Heimschreibtisch. Geschäftsreisen? Können ersetzt werden durch Videochat. Wichtige Besprechungen? Gehen am Telefon. Unterricht? In der Zoom-Konferenz.
Gerade durch das Wegfallen von Geschäftsreisen oder dem Pendler-Betrieb machen wir uns standortunabhängig. Dadurch, dass weniger Autos unterwegs sind und weniger Flieger starten, verbessert sich schon jetzt die Luftqualität auch bei uns, die Feinstaubbelastung in Gebieten wie Wuhan, woher das Virus stammt, ist enorm gesunken. Die CO2-Emissionen erfahren einen Dämpfer, was eine positive Wirkung auf das Klima hat.
Ein ungeheuer gern zitiertes Argument vehementer Fridays-For-Future-Gegner war schon lange, dass durch die enorme Menge an Menschen viel Müll auf den Straßen liegen bleibe. Häufig hörte man auch das Narrativ vom verzogenen Schulschwänzer-Kind, das von den Eltern mit dem SUV zum Klimastreik gefahren wird.
Hierfür liefert der Online-Klimastreik am 24. April ein Gegenbeispiel. Mitstreiken kann man auch von Zuhause aus, über das Internet. Durch die Standortunabhängigkeit im Netz bietet sich auch die Möglichkeit, dass noch mehr Leute teilnehmen können. Somit kann der Klimastreik also auch noch an Einfluss gewinnen. Ohne vor Ort sein zu müssen, kann man so für etwas Wichtiges einstehen. So findet auch der Aktivismus neue Auswegmöglichkeiten.
Nachdem Fertiggerichte, Nudeln und Mundschutze großflächig ausverkauft waren, sind die Menschen dazu übergegangen, die Alternativen selbst zu schaffen. Selber Kochen ersetzt die überteuerten Dosensuppen aus billigen Zutaten – teilweise auch aus Massentierhaltungen stammend – und selbstgenähte Mundschutze machen die Runde, als Gegengewicht zu den industriell zusammengeschusterten Mundschutzen aus ausländischen Fabriken, die nach Deutschland eingeflogen wurden.
Diese Trends fördern nicht nur unsere persönliche Kreativität und Aktivität, sondern sie können auch positive Einflüsse haben, wenn wir sie weiter verfolgen: Wenn wir selbst kochen, haben wir einen besseren Überblick über die Zutaten, die wir benutzen, und können ein stärkeres Bewusstsein dafür entwickeln. Verzicht auf ungesunde Fertiggerichte oder klimaschädliche Tierprodukte kann eine Folge sein. Statt Importware mehr Produkte aus der Region.
Auch das eigene Herstellen von Mundschutzen ist eine Entwicklung, die weitere Beachtung verdient. Wie schön wäre es, wenn zukünftig weniger Textilprodukte zuerst unter menschenunwürdigen Bedingungen in Fabriken hergestellt und dann eingeflogen werden müssen, weil die Leute selbst wieder anfangen, zu nähen?
Ich habe ja vorhin geschrieben, dass man viele Tätigkeiten aus dem Arbeits- und Schulbereich auch auf digitale Möglichkeiten umlegen kann. Privat jedoch eröffnen sich auch einige andere Möglichkeiten. So nutze ich zum Beispiel die Zeit, die ich habe, wieder vermehrt zum Lesen. Gern wird sich darüber aufgeregt, dass junge Leute die ganze Zeit am Handy sitzen. Doch ich kann mir durchaus vorstellen, nicht der Einzige zu sein, der statt zu Netflix wieder vermehrt ins Bücherregal greift. Seitdem schlafe ich abends auch besser, wenn ich nicht bis spät in die Nacht auf einen Bildschirm starre.
Ein paar Bekannte von mir haben während des Lockdowns angefangen, zu gärtnern. Das ist nicht nur eine rein analoge Aktivität – Pflanzen können nämlich ihrerseits zu einer besseren Luftqualität beitragen. Andere Freunde von mir verbringen ihre Zeit damit, sich wieder mehr ihren Hobbies und Talenten zu widmen – Gitarre zu spielen, zu schreiben, zu zeichnen. Dinge, für die man das Handy durchaus mal für eine halbe Stunde weglegen kann. So können wir uns entfalten und dabei auch noch unseren Energieverbrauch beeinflussen.
Auch die Schließung von Clubs spielt hier eine Rolle: Natürlich sind die dauernd laufenden Kühlschränke mit eiskalten Getränken, das bunte Licht, die laute Musik schön. Doch vor allem das Ausschalten spart für ein paar Wochen Einiges an Strom. Stattdessen nutzen viele Menschen nun das schöne Wetter, um zu zweit spazieren zu gehen. Auch dafür braucht es keine Elektrizität.
Aktuell verbringen wir selbstverständlich viel Zeit mit uns selbst. Man kann natürlich mit vielen seiner Freunde spazieren gehen, telefonieren oder sogar klassisch Briefe schreiben – dennoch fällt uns jetzt gerade erst auf, wie sehr wir doch teilweise unsere Mitmenschen vermissen.
Die Schlussfolgerung daraus ist: Wir sind nicht allein auf der Welt. Wir brauchen einander. Und gerade das lehrt uns die wohl wichtigste Lektion in dieser Situation. Es ist enorm wichtig, dass wir füreinander da sind und aufeinander Rücksicht nehmen. Das können wir tun, indem wir uns an die Vorschriften halten, um somit die Verbreitung des Virus einzudämmen und damit sowohl für uns als für unsere Mitmenschen das Risiko einer Infektion zu verringern. Wir können für andere Leute in unserer Nachbarschaft Einkäufe erledigen. Oder wir gehen miteinander spazieren, unterhalten uns und genießen dabei die Ruhe, die zwangsläufig eingekehrt ist, anstatt uns im Trubel zu verlieren.
Diese Situation betrifft uns alle, wir sitzen praktisch alle miteinander in diesem Boot. Deshalb liegt es an uns, das Beste daraus zu machen. Sowohl für uns, als auch für unsere Mitmenschen. Und damit, vielleicht, auch für den gesamten Planeten. Unsere Konsequenz aus dem Corona-Virus sollte bestenfalls ein Umdenken sein. Ein stärkeres Bewusstsein für den Einfluss, den wir als Einzelner auf die Gesellschaft haben. Welchen positiven Einfluss es für alle hat, wenn wir weniger Auto fahren. Wie wir gesünder leben können. Wie viel wir von den Dingen, die uns normal erschienen, vielleicht gar nicht unbedingt brauchen. Nur so kommen wir trotz der Umgewöhnungen, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen, da durch.
Text: Bent-Erik Scholz , Titelbild: Undral Odontugs
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